Das Ehepaar Laux ist noch zu jung für den Ruhestand. Trotzdem haben sie beschlossen, ihr Geschäft – Juwelier Seeger – in der Tübinger Altstadt zu schließen. „Leider stimmen die Umfeldbedingungen überhaupt nicht mehr“, sagt Myriam Laux. „Immer weniger Parkplätze, Baustellen, die sich hinziehen, Tempo 30-Zonen und Durchfahrtsbeschränkungen. Tübingen hat mittlerweile den Ruf einer Autohasserstadt“, moniert die 40-jährige Unternehmerin, die das Geschäft in dritter Generation führt. „Kein Käufer von hochwertigem Schmuck kommt aus Stuttgart oder dem Umland mit dem Fahrrad ins Juweliergeschäft. Das Streben nach einer komplett auto-freien Innenstadt – wir liegen ja schon in einer Fußgängerzone – ist für den Handel hier absolut kontraproduktiv. Schon jetzt gleicht die City an manchen Tagen einer Geisterstadt.“
Die Folge: Kleine Traditionsgeschäfte machten dicht, stattdessen gäbe es immer mehr Spätis, Barbershops und Brillenläden. „Wenn wir eine attraktive Einkaufsstadt bleiben wollen, muss sich ganz schnell etwas verändern“, appelliert sie an die Politik. Sie will angesichts der Umstände jedenfalls nicht mehr in die gemietete Immobilie investieren, um die notwendige Modernisierung anzugehen. Ende letzten Jahres beschloss das Ehepaar, einen Schlussstrich zu ziehen, obwohl es ihm emotional schwerfällt, eine so lange Tradition zu beenden. Gegründet wurde Juwelier Seeger im Jahr 1960 von den Großeltern der gelernten Einzelhandelskauffrau. Sie übergaben das Geschäft 1998 an ihre Eltern. 2002 machte sie dort ihre Ausbildung und übernahm es 2016.
Auf Walter Lehmkühler kam die GZ-Leserin über Interviews und Beiträge im Branchenmagazin. Schon beim ersten Gespräch stimmte die Chemie. „Er hat uns bei einem persönlichen Termin genau vorgerechnet, was wir zu erwarten haben. Seine ganze Vorgehensweise weckte sofort Vertrauen bei uns, alles war schlüssig“, berichtet Myriam Laux weiter. „Gerade im Vorfeld, wo wir noch sehr unsicher waren, ob wir alles richtig machen, gab er uns die nötige Zuversicht. Für unsere Fragen war er immer erreichbar, hatte stets ein offenes Ohr.“ Im November ging es dann los mit dem Räumungsverkauf. Lehmkühler stellte zwei Fachverkäuferinnen zur Verfügung, bei denen auch „die Sympathiewerte passten“, berichtet Laux. „Sie kamen aus dem Rheinland, da ist man viel direkter als im Schwäbischen. Aber das hat uns geholfen! Denn sie haben im Verkaufsgespräch deutlich gemacht: Abwarten und eine Nacht drüber schlafen ist nicht. Es gibt ja nur das, was auf Lager ist. Man muss die Kunden hier schon ein wenig an die Hand nehmen und klar sagen: Das ist eine einmalige Gelegenheit.“ Die Verkaufsunterstützung war auch aus Kapazitätsgründen nötig. Denn das Weihnachtsgeschäft erwies sich als idealer Startpunkt: Der Andrang war riesig, teilweise bildeten sich vierreihige Schlangen. Der hohe Goldkurs beflügelte die Verkäufe zusätzlich, denn bei vielen Artikeln wurden die Preise hochgezeichnet. Es reichten nur geringe Rabatte, um die Kunden anzuziehen.
Zum Jahresbeginn startet Juwelier Seeger nun in die letzte Phase des Ausverkaufs mit höheren Nachlässen. Bis März soll der Warenbestand abgebaut sein. Myriam Laux: „Wir wissen noch nicht, wohin uns die Reise danach führt. Wir müssen erstmal reflektieren.“ Wenn sie jemals wieder ein Juweliergeschäft eröffnen würde, dann nur an einem Standort mit Parkplätzen direkt vor der Tür. „Ich hätte jedenfalls, wenn wir wieder etwas in Angriff nehmen würden, genug Kunden, die nur darauf warten, dass ich ,hier‘ rufe“, meint die Geschäftsinhaberin.
„Wir fühlten uns bei Walter Lehmkühler und seinem Team gut aufgehoben, man hatte immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen, der Vorortsupport und die mentale Unterstützung waren perfekt.“
Myriam Laux, Inhaberin Juwelier Seeger
Das Ehepaar Myriam und Jochen Laux schließt Juwelier Seeger in der Tübinger Innenstadt. Unternehmensberater Walter Lehmkühler betrauten sie mit dem Räumungsverkauf.